Handel der Zukunft – Zwischen Transformation, Technologie und Town Spirit
Der Handel steht an einem Wendepunkt. Das wurde beim diesjährigen Retail Symposium 2025 unter dem Motto „…reloading retail!“ mehr als deutlich. Der Druck auf den stationären Handel ist enorm – doch die Herausforderungen eröffnen auch neue Chancen. Wie genau sieht der Handel der Zukunft aus? Und was braucht es, damit auch kleinere Orte wie Oberpullendorf in diesem Wandel nicht nur bestehen, sondern aufblühen?
Der Handel als Spiegel der Gesellschaft
Die Konsumwelt verändert sich rasant. Während Plattformen wie Temu oder Shein Millionen von Artikeln über Nacht verfügbar machen, kämpfen klassische Händler mit Leerstand, Frequenzverlust und einem „Problem der Mitte“: Luxus und Discount funktionieren – doch der Mittelstand gerät unter Druck. Kaufkraft ist vorhanden, wird aber zurückhaltend eingesetzt . Die Polarisierung hat sich seit der Pandemie verschärft – und der Handel spürt das in jeder Einkaufsstraße.
Wichtig ist: Die Zukunft des Handels ist nicht rein digital. Das stationäre Geschäft gewinnt wieder an Relevanz – vor allem, wenn es Erlebnis bietet. Der Konsument sucht heute Sinn, Service und Storytelling – wie Dr. Monika Koller von der WU Wien betont: Menschen sind „sinnliche Wesen“ mit einem Need for Smell . Wer begeistern will, muss mehr bieten als Produkte.
Urban Mindset: Neue Konzepte für Innenstädte
Was braucht es also für lebendige Ortskerne? Ein Urban Mindset, wie Romina Jenei und Johannes Trauntschnig fordern. Die Lösung: smarte Nahversorgung, flexible Nutzungskonzepte, Gastro-Hubs, Selfservice-Angebote und Freizeitformate, die Frequenz bringen. Es geht um mehr als Shopping: Es geht um einen Ort, an dem man sein will – und nicht nur muss.
Ein Paradebeispiel sind Leisure-Hubs, wie sie Dr. Herman Kok vorstellte: Einkaufszentren werden zu Freizeitdestinationen, Events und Gastronomie ersetzen Modeketten als Anker. Das funktioniert auch in kleineren Städten – wenn man mutig denkt.
Technologie als Enabler, nicht als Ersatz
Ein zentrales Thema war Künstliche Intelligenz. Von KI-gestützter Personaleinsatzplanung über personalisierte Produktempfehlungen bis zur Frequenzanalyse: Wer KI sinnvoll einsetzt, kann Prozesse verschlanken, Zielgruppen besser ansprechen und neue Geschäftsmodelle entwickeln. Gerald Dipplinger von PwC und Tina Neureiter von der FH Salzburg zeigten, wie wichtig Agentifizierung und Datensouveränität werden. Datenschutz ist der neue Luxus.
Auch Oberpullendorf könnte von KI-Tools profitieren – z. B. um die Nutzung eines Smart Hubs zu planen, der regionale Produkte 24/7 verfügbar macht. Die Beispiele von Tesla, MyFlexbox oder Knapp AG zeigen: Die letzte Meile ist ein Schlüsselthema – lokal, nachhaltig, integriert .
Handelsimmobilien im Wandel
Die Anforderungen an Immobilien ändern sich: ESG-Kriterien, Zertifizierungen und digitale Nutzungsanalysen werden zum Standard. Peter Engert von der ÖGNI betonte, dass Gebäude heute aktiv gemanagt werden müssen. Der Leerstand in kleinen Städten liegt bei über 15 % – eine Chance, neue Konzepte zu testen, von Pop-up-Stores bis zu Gesundheitsparks.
Oberpullendorf als Best Practice?
Warum nicht! Zwischen Thermenregion und Weingenuss gelegen, mit regionaler Kaufkraft und steigender Touristenzahl: OP kann Lifestyle-Hub werden, wenn es mutig denkt. Ideen gibt es genug:
Click & Collect für Lebensmittel
Gesundheitsparks mit regionaler Verankerung
Smart Retail im Ortskern
Popup-Gastro mit Eventcharakter
Freiraum mit Aufenthaltsqualität für Jung und Alt
Inspiration zum Weiterdenken
Ein hörenswerter Impuls kommt aus dem Podcast „Digitales Frühstück“ der Lösungsagentur: In Folge 14 wurde genau dieses Thema diskutiert – Handel der Zukunft in Verbindung mit dem Leben in der Innenstadt. Unbedingt reinhören: Digitales Frühstück #14
Fazit: Der Handel der Zukunft ist hybrid, lokal, nachhaltig – und vor allem: erlebnisorientiert. Wer das erkennt, kann aus Leerstand Lebensraum machen. Auch in Oberpullendorf.
Wer jetzt auf den Geschmack von Innovationen im Handel gekommen ist, sollte sich zum WKO Webinar Retail Trends am 28.05.2025 anmelden.
Hier nochmals alle Bilder vom 27. Retail Symposium – und hier die Impressionen von Regioplan Consulting.